Tipps für den Winter.....
#11
zum Thema Radbolzen:

so einfach lass ich die Kritik nicht im Raum stehen. Klar kann es jeder machen wie er glaubt, offensichtlich teilt dieses Thema auch Fachleute. Zu meiner Person, mir sind unbehandelte Radbolzen nach einem strengen Winter festgegangen. Ich tausche jetzt seit 20 Jahren immer selber meine Reifen (immerhin 2-3 Autos ständig in meinem Besitz), aber so etwas hatte ich noch nicht erlebt: Nicht einmal mit einem 1,5 Meter langen Eisenrohr als Verlängerung konnte ich die Bolzen öffnen. Der Grund war Korrosion, die Werkstatt hat mich einen krummen Hund geschimpft warum ich denn die Bolzen nicht eingefettet habe. Dazu muss man sagen, es wird nur vorne das Gewinde leicht eingefettet, nicht jedoch der Kegel- bzw Kugelbund. Es soll schon vorgekommen sein das Räder nicht mehr heruntergegangen sind und die Werkstatt mühsam die Bolzen aufbohren hat müssen. Es wird argumentiert dass das Drehmoment nicht stimmt wenn die Bolzen eingefettet sind. Auf der anderen Seite argumentiere ich, das Drehmoment bei vergammelten Gewinde wird auch nicht stimmen. Probleme gab es nur mit Rost und Dreck HINTER der Bremsscheibe, also zwischen Nabe und Bremsscheibe. Dort kann es passieren das Rostklumpen dazwischen reinkommen und durch die Beanspruchung beim fahren zerblöselt sind. Dadurch entsteht ein Spalt, es stimmt das Anzugsdrehmoment nicht mehr, die Schrauben werden locker, das Rad schert ab. Diesbezüglich gibt es auch einen Vermerk in der EU-weiten Rückrufliste und eine Rüge an Audi (wenn es jemanden interessiert, den Link kann ich wieder finden).

Um die Unsicherheit bzw die Uneinigkeit der Automobilisten zu dem Thema Radbolzen zu erläutern möchte ich stellvertretend für sehr viele Threads zu dem Thema diesen Link hier posten: Klick

eines vielleicht noch zum Schluss: Es ist richtig, bei Trommelbremsen sollte man tatsächlich besser nichts verwenden. Bedingt durch die Bauform und eine eventuelle ungewollte Schleuderschmierung könnte die Bremsleistung beeinträchtig werden. Bei modernen Scheibenbremsen bzw deren Bauform ist das jedoch nicht möglich, eventuelles Schleudergut kann nicht auf die Reibfläche gelangen. Abgesehen davon, das Gewinde wird nicht dick eingefettet sondern nur abgeschmiert, ein leichter Belag reicht. Und ein ordnungsgemäß angeschrautes Rad wird sicher nicht von alleine aufgehen. Die Hauptkräfte bei dieser Art der Schraubverbindung übernimmt die Passform der Kugel- bzw. Kegelbundschrauben - also der Kopf der Schraube. Das ganze nennt man Pressverband und wird nach der DIN 7190 berechnet. Hier ein gutes und recht anschauliches Beispiel. Dabei geht diese Berechnung in keinster Weise auf die Art des Gewindes ein: Klick

lange Rede, kurzer Sinn: Ich werde auch weiterhin Kupferpaste (oder von mir aus eines Tages Keramikpaste) für meine Bolzen verwenden Smile


Grüße aus Wien,
Geri

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#12
Moin moin,

Geri, leider nicht ganz richtig:

1. es ändert sich das Drehmoment beim Anziehen nicht - 20 Nm bleiben 20 Nm, ob mit oder ohne Fett. Denn die Einstellung des Drehmontschlüssels wird ja nicht verändert und der löst bei dem gleichen eingestellten Wert aus.
Was allerdings passiert ist, dass sich durch das Fett der Reibbeiwert ändert und weniger Drehmoment in zur Überwindung der Reibkraft aufgewendet wird und somit die Schraube weiter vorgespannt wird, wohlgemerkt mit dem gleichen Drehmoment.
Das Gesamtdrehmoment teilt sich auf in Drehmoment zur Überwindung der Reibung zwischen den Gewindeflanken, Drehmoment zum Spannen/Strecken der Schraube, die ja nichts weiter als eine Feder ist und Drehmoment zum Überwinden der Reibung in der Auflagefläche unter dem Kopf.
Hieraus sieht man dann auch sofort, dass wenn auch noch Fett unter den Schraubenkopf kommt, sich auch hier die Reibkraft verringert und
die Schraube noch stärker vorgespannt wird. Im Extremfall kann sie also alleine durch das Anziehen abreissen.

Watt nu?? Da diese Schraubenverbindungen mit hohen Sicherheiten und grosser Spannweite des Reibungskoeffizienten gerechnet werden, ist gegen ein leichtes Einfetten mit Kupferpaste oder lithiumverseiften Fetten nichts zu sagen; auch geht ein Einsprühen mit WD 40. Allerdings niemals den Kopf einfetten oder einsprühen.

2. Berechnung als Pressverband ist leider komplett verkehrt, denn es handelt sich um eine reibschlüssige Verbindung in Form einer Helix. Das metrische Normalgewinde und auch das Feingewinde sind selbsthemmend aufgrund der geringen Steigung. Die Schraube trägt auf den ersten 3 Gewindegängen 70% der Last.
Die Berechnung sollte aber sehr wohl auf die Art des Gewindes eingehen, denn es gibt ja auch nicht-selbsthemmende Gewinde.

Hier zum Nachlesen nochmal mein Lieblingsstichwort: Schrauben-Vademecum der Fa. Bauer und Schauerte, den Erfindern der Inbus- Schrauben (Innensechskant Bauer und Schauerte) und nicht Imbus


Lord, der immer noch ein Schraubenvademecum hat
In China isst man das Auge mit

[Bild: LordOfTheRings-klein.jpg]
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BBS RS 334 in 9x17 ET 21 vo und 9,5x17 ET20 hi      mehr geht nicht
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#13
Lord of the Rings schrieb:Im Extremfall kann sie also alleine durch das Anziehen abreissen.
Lord, ich glaub dir alles. Naja, fast alles. So einen Bolzen mit der Hand und einem normalen Kreuzschlüssel als Werkzeug wird man nie im Leben abreissen können. Abgesehen davon, wir reden hier von 90 -120Nm vorgeschriebenen Anzugsdrehmoment, das sind grad mal 12 kg - da kitzelst du die Schraube grad mal. Da ist eher schon das aufdrehen eingerosteter Schrauben mit einer 1,5 Meter langen Eisenstange bedenklich, die innenverzahnten Diebstahlsicherungen waren danach komplett im Eimer, die hab ich alle entsorgt.

und das mit dem Pressverband habe ich deswegen gebracht um zu zeigen dass der Kegel sehr wohl eine Funktion übernimmt, es entsteht eine grosse Reibfläche. Gegenbeispiel, nimm mal eine Kugelbundschraube in eine Kegelaufnahme, da sieht man am besten was diese Aufnahme für einen Sinn macht. Ansonsten gebe ich dir natürlich Recht, das Gewinde übernimmt natürlich die Last. Und das auf den Kugelbund kein Fett darf habe ich auch erklärt, der muss sauber bleiben.

Grüße aus Wien,
Geri

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