Motor 2.6 (ABC) ruckelt nach "Bosal" Auspuffwechsel
#1
Ganz geschmeidisch...

Hallo Zusammen,

nach dem Auspuffwechsel an unserem 2.6 Cabrio EZ 1995 ruckelt, ab und zu, der Motor. Dies kommt häufig beim "langsamfahren" im 3. Gang vor. Kann es mit dem Bosal Mittel- und Endschallfdämpfer zu tun haben?

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und dieses Problem behoben?

Letzte Woche war ich beim audi Fachbetrieb und hab den Fehlerspeicher auslesen lassen. Ohne Ergebnis.

Viele Grüße

Joachim

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#2
Hallo Joachim,

ich fürchte der MSD und ESD haben einen negativen Einfluss auf die Gemischbildung deines Motors, er kommt zu einem Magerruckeln bei Teillast. Das kann unter Umständen sehr schädlich sein für deinen Motor, es kommt zu einer heissen Verbrennung. Wohin das führt siehst du wunderbar wenn du dir Mechs "Sorgenkind" durchliest und dir seine Zündkerzen ansiehst.

ich habe für dich ein wenig gegoogelt ob es ähnliche Erfahrungen gibt und bin auf einen sehr interessanten Beitrag aus der Motorradszene gestossen, durchaus vergleichbar. Hier wird recht anschaulich erklärt wie ein Motor versucht immer das passende Gemisch zu bilden und welche Faktoren dafür notwendig sind.

Bevor ich diesen Text zitiere möchte ich dir noch sagen, fahr noch eine kleine Weile und beobachte die Sache. Vielleicht kann sich das Steuergerät auf das geänderte Abgasverhalten einstellen. Oder noch besser, lass das Auto beim Freundlichen in Grundstellung bringen, dann lernt das Steuergerät sich neu an. Wenn das nichts nutzt und es weiterhin ruckelt gibt es leider nur mehr zwei Alternativen für dich: Entweder wieder zurückrüsten auf Serienanlage oder den Chip anpassen. Ich habe das mit meinem Passat 2.8V6 durchgemacht, mein Chip (=Software) wurde mittels einem Emulator zuerst auf der Strasse, dann am Prüfstand mit (unter anderem) einer Abgastemperatursonde im Fächerkrümmer sowie Abgasmessung im Auspuff eingestellt, seit dem funktioniert es. Davor hatte ich mit meiner Supersprint Edelstahlanlage ab Motor(!) ebenfalls ein ruckeln.

Eine Möglichkeit wäre noch die Lamdasonden zu tauschen, davon verspreche ich mir eine exaktere und schnellere Messung der Abgase. Lamdasonden werden mit der Zeit sehr träge und langsam, deswegen wird auch empfohlen nach 100-120tkm die Sonden zu tauschen. Tatsächlich macht es allerdings kaum einer, erst wenn es ernsthafte Probleme gibt. Dazu muss man sagen, eine Sonde gibt sinuskurvenartige Informationen (fett, mager, fett, mager....) in enger Reihenfolge an das Steuergerät weiter. Je neuer die Sonde um so schneller kann sie das erledigen. Wenn die Sonde alt ist werden die Abstände zwischen den Sinuskurven grösser (feeeeett, maaaaaager, feeeeett, maaaaager....) und das Steuergerät kann weniger schnell das Gemisch nachregeln. Soweit Klar?

Hier nun der Text (Quelle)

Zur Beurteilung der Sinnhaftigkeit solcher Tuningmassnahmen zuerst einmal Grundlegendes.
Endziel für gute Laune ist im Brennraum ein optimales Benzin-/Luftgemisch, welches sich in super Leistung, vernünftigem Verbrauch und Abgaswert und eben dem ominösen Lambdawert, festgestellt von dem berüchtigten Staberl im A.., äussert. Das theoretische Optimum wäre die vollständige Verbrennung bei Lambda = 1, jedoch hat sich ein Wert von 0,9 - also leicht 'überfettetes' Gemisch - als der verbreitetste Kompromiss herauskristalisiert.
Erreicht wird das von einem Einspritzcomputer, der seine Informationen über Sensoren an der Kurbelwelle für das Timing der Einspritzung, Drosselklappenöffnung und Drehzahl für die Einspritzmenge, erhält. Modernere Compis werden auch noch mit Infos vom Getriebe und Sonstigem gefüttert, um für Lärm und Abgasmessungen in bestimmten Drehzahl-/Geschwindigkeitsbereichen 'Kunststücke' zu bringen, denen dann eben die optimale Verbrennung und Leistung geopfert wird - siehe Leistungsloch 5000-6000 bei unserer geliebten Aprilia.
Das Wissen, wieviel Sprit im jeweiligen Drehzahlbereich bei Teil-/Vollast erwünscht ist, wird als 'Vorschlag' vom berüchtigten Eprom geholt, wo verschiedene Einspritzdauerwerte für runde 6 Lastzustände über den Drehzahlbereich gespeichert sind. Daraus interpoliert der Compi den optimalen Wert und liefert an die Magnetventile, üblicherweise für jeden Zylinder getrennt, Strom für die Zeit der Öffnung, eben zum richtigen Zeitpunkt der Kolbenstellung. Länger Strom = länger und somit mehr Sprit.
Daraus wird klar, warum ein RICHTIG angepasstes Eprom am besten funktioniert, da sowohl Luftfilter, Schnüffelstück etc. als auch Auspuffrückstau den Sauerstoffluss beeinflussen und das Benzinverhältnis optimal dazu gesetzt werden sollte. Da die Werte der diversen offenen Röhren sowie der Luftfilter sich nicht dramatisch unterscheiden, kann die 'Racingeinstellung' unseres Originaleproms schon ganz gut funktionieren.
Nicht berücksichtigt werden dabei jedoch die Fertigungstoleranzen, und da setzt eben Sinus-EBR und Powercommander an. Sie verändern nämlich die Einspritzmenge NACH dem Einspritzcomputer und können damit Gangrestriktionen und Ungenauigkeiten 'Überstimmen'.
Jetzt wirds konkret.
Ich fahre eine Tuono 03, welche von Ginzinger in St.Pölten mit Schnüffelstück, KN-Lufi, angepassten Eprom und SR-Racing fachgerecht entkorkt wurde. Die Leistung war super, aber hartes Ruckeln unter 3000 und vor allem 7,5 - 8 Liter vom Feinsten bei lebensbejahender Landstrassenhatz störten mich.
Die Firma Sinus in Gmünd, auch bekannt für Leistungssteigerung bei KTM und Harley Davidson, versprach da besseres Ansprechverhalten und geringeren Verbrauch.
Die Isterhebung auf dem Prüfstand brachte einen grauslichen Wechsel von überfetteten und abgemagerten Gemisch über den Drehzahlbereich bei Zylinderdifferenzen von bis zu 14%. Ernste Zweifel an dem Tuningeprom tauchten auf, das Original war jedoch nicht mehr verfügbar.
Nun wurde der EBR-Computer zwischen Originalsteuergerät und Einspritzdüsen via Lötkolben (die Adapterstecker liegen irgendwo in den USA) eingebaut. Der nächste Versuch auf dem Prüfstand brachte grosse, ungläubige Augen! Die Lambdaabstimmung war plötzlich absolut in Ordnung, allerdings nur als Summe gesehen, da die Differenzen von bis zu 14% zwischen vorderem und hinterem Zylinder blieben.
Der Ginzinger-Chip war somit rehabilitiert. Anscheinend führen irgendwelche elektrischen Störungen dazu, das die Einspritzung die 'Chipvorschläge' ordentlich verhunzte. An den für meinen Motor typischen Zylinderdifferenzen (Einspritzprogramm ? Fertigungstoleranz ??) konnte der Chip natürlich nichts ändern, da er ja universell für alle Aprilias mit dieser Lufi-/Trötenkombination gestrickt war.
In rund 20 Prüfstandläufen, zuerst für Vollast, dann unterschiedliche Teillastzustände, wurde der EBR-Computer mühselig programmiert, für beide Zylinder eine identisch Einspritzmenge zu erreichen, immer jedoch in Hinblick auf den anvisierten Lambdawert 0,9.
Es wurde schlussendlich im 'sanften' Teillastbetrieb bis rund 6000 eine eher magere Abstimmung für sparsames Surfen auf der Landstrasse gewählt, während bei gewürgtem Gasgriff alle Pferde zum Rapport gerufen werden, egal wieviel Hafer Sie wollen.
Interessant ist vielleicht auch, dass der hintere Zylinder generell magerer, also auch 'heisser' lief, als der Vordere, was das Argument einer gewollten 'Kühlung' über angefettetes Gemisch beim hinteren 'Zylinder im Kühlungsschatten' ad Absurdum führt. Bei Wasserkühlung ohnehin ein Nonsens.
Beim schlussendlichen Prüfstandslauf waren sofort im Verglich mit der ersten Kurve runde 3 - 5 Ps im Bereich ab 7000 erkennbar, die durch den vollen Einsatz beider Töpfe zu erklären sind.
Bei der anschliessenden Probefahrt fuhr sich die Maschine im unteren Drehzahlbereich wesentlich 'weicher', aber noch ein Bisschen druckvoller. In den ersten 3 Gängen kann ich jetzt fast bis 2000 runter ohne Hacken und Dröhnen Leistung fordern.Beim Aufreissen stürmt Sie mit Vehemenz in den Begrenzer. Die Rückfahrt waren bei der meist gut ausgebauten Strasse Gmünd - Wien 140 Dauergeschwindigkeit auf der Landstrasse und 160 auf der Autobahn, wofür ich 7,3 Liter brauchte. Bei der Hinfahrt schlürfte die Diva noch über einen Liter mehr.
Konklusio:
Sinus-EBR und Powercommander holen das aus dem Motor, was der Konstrukteur ursprünglich plante, Zulassung und Fertigungstoleranzen jedoch versauten.
Sinus-EBR kann nur vom Hersteller programmiert werden und müsste somit bei jedem Filter-/Auspuffwechsel neu eingestellt werden. Wer unterschiedliche Töpfe für Strasse und Rundstrecke fährt, könnte beim Powercommander mit USB-Schnittstelle beide Konfigurationen am Prüfstand programmieren lassen und bei Bedarf mit dem Laptop ändern.
Ach ja - gekostet hat mich der Spass 350 Euro inklusive Wurstsemmel, Kaffee und Kuchen vom netten Firmenchef und seiner Frau. Mir jedenfalls ist die 'neue' Tuono das wert.



Grüße aus Wien,
Geri

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#3
Hallo Geri,

zuerst einmal besten Dank für Deinen ausführliche Hilfe. Ich werde vorab mal wirklich zum Freundlichen gehen und das Steuergerät auf Grundstellung bringen.

Ich berichte Euch über den weiteren Fortgang.

Viele Grüße

Joachim

Uuups
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#4
Mann Geri,

das ist ja mal wieder Fachwissen vom Feinsten! Ja Massa Wollte nur kurz meine Bosal-
Erfahrungen zum Besten geben und musste sehen, das Du da schon fixer warst.


Also Joachim,

ich habe letztes WE meinen geschweißten Originalauspuff wieder verbaut und
den 1,5-jährigen Bosal auf den Schrott befördert! Warum?
Der Bosal war durchgerostet! (Dabei fahre ich meist Langstrecke!) und der
Wagen hat im Schiebebetrieb um die 2000U/min hinten raus geknallt was
das Zeug hielt! Er war zwar auch ein bißchen sonorer im Klang, aber das
tausche ich gerne gegen
ein unverrostetes Endrohr. Dieses war bei mir nämlich lediglich aus Stahlblech
und nicht wie beim Ori-Auspuff aus Edelstahl.

Im Nachhinein muss ich sagen: der Bosal hat zwar nur 60,-€ gekostet, war aber
nur 30,-€ wert. Der Audi-ESD kostet mit 260,-€ zwar deutlich mehr aber ist
jetzt schon 13 Jahre alt, tut es immernoch und sieht auch noch besser aus!

Tut mir leid, dass ich Dir so düstere Bilder malen muss! Zwinker
Gruß

Markus


[Bild: sig35.jpg]
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#5
Hallo Mech,

auch besten Dank für Deine Infos.

Ich muss an dieser Stelle mal sagen, dass ich Euer Forum echt Klasse finde. Ich bin der Meinung, dass man solche Hilfsbereitschaft nicht so häufig in anderen Kfz-Foren erlebt. Entweder sind die Leute mit ihren Autos total abgehoben und "lassen arbeiten" oder sie sind so eingestellt alles Mögliche interessante für sich zu behalten. Mein Anspruch ist jedenfalls - ich denke wie bei Euch - eher mit Rat und Tat zu stehen.

Viele Grüße

Joachim

Rolleyes
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#6
Beim Cabrio meines Vaters hängt auch schon eine Weile ein Bosal Auspuff ab Kat drunter. Hatte am anfang schon bedenken, zu meiner verwunderung klappt das allerdings recht gut. Ausser einem kräftigen blubbern hatten wir bisher keine Probleme damit. Allerdings handelt es sich dabei um einen ABK.
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