Nabend,
ich wärm´ mal ein altes Thema wieder auf. Ich hab´s getan. Ohne große Lust. Nur aus der Notwendigkeit heraus. Meine 17 Zöller haben einige Bordsteinschäden und die Reifen waren verschlissen. Also Reifen in den Müll und Felgen zum Doktor. Aber mit dem Doktor ist es gar nicht so einfach, wie man gemeinhin glaubt. Ich habe lange im Netz gesucht. Im Grunde erfolglos. Die Anbieter, die ich fand reichen die Felgen auch nur weiter. Ich habe aber einen Doktor gesucht, dem ich die Felgen persönlich überreichen und dann bei ihm auch wieder abholen kann. Und zwar in oder in der Nähe von Berlin und nicht im Ruhrpott. Ich bekam eine Empfehlung von Arbeitskollegen. Aber der ist auch eine Stunde Fahrzeit entfernt. Seine Internetseite funktioniert nicht mehr und ans Telefon habe ich ihn auch nicht bekommen. Also hängen die Felgen immer noch defekt an der Garagenwand. Und nu?
Ich erwarb einen Satz gebrauchte original Alus ohne Bordsteinschäden. Aber der Lack war nicht mehr schön. Mindestens zwei Felgen wurden schon mal nachlackiert. Die Deckel hatten eine andere Farbe als die Felgen. Der Lack war an vielen Stellen abgeplatzt. So wollte ich die nicht anschrauben. Also lackieren. Die überalterten 195´er mussten sowieso runter. Ich fand zufällig einen fast neuen Satz 205´er bei ... Kleinanzeigen zum halben Neupreis. Na dann, Reifen runter und los.
Der Anspruch ans Ergebnis: Es soll kein Pokalsieger werden, sondern ordentlich aussehen.
Blauäugig dachte ich, ich könne die Felgen kurz mal überschleifen und dann Felgensilber drauf und fertig. Ha, denkste...
Nachdem die Reifen ab waren fing ich mit einem Dreieckschleifer mit 60´er Körnung an. Weiter ging es dann mit 80´er Schmirgelleinen von Hand. Natürlich alles mit viel Gefühl.
Ich habe nur die Sterne lackiert. der Rest wird durch den Bremsenstaub eh schwarz. Und das ist auch in Ordnung und wird erst beim Wechsel auf Winterräder gereinigt. Um nun dennoch keinen Sprühnebel auf die Innenseite zu bekommen habe ich mir aus Pappkarton vier Ringe geschnitten. Die Naben werden ja durch Deckel abgedeckt, deshalb habe ich mir da auch das Schleifen gespart und ebenfalls mit Pappe abgedeckt.
Wenn man einen hohen Anspruch an das Ergebnis stellt könnte man jetzt noch einen Gang mit 240´ Naßschleifpapier einlegen. Den habe ich mir gespart, dafür aber nicht mit dem Füller. Zwei Dosen a 300ml gingen auf die Alus.
Jetzt habe ich vorsichtig mit 600´er Naßschleifpapier weitergemacht.
Die Deckel waren oberflächig ok. Daher habe ich sie nicht gefüllert, sondern nur mit 600´er Naßschleifpapier geschliffen und die Embleme einfach mit breitem Isoband abgeklebt. Beides sollte sich später noch rächen.
Jetzt kam Farbe ins Spiel. Beim Einkauf beim Fachhändler lernte ich, dass auch Felgensilber kein Unilack ist, sondern mit Klarlack nachbehandelt werden muss. Ist eben ein Metalliclack. Metallic braucht immer Klarlack. Das Silber ließ sich erstaunlich einfach und gleichmäßig auftragen. Das sollte beim Klarlack anders werden. Während eine einzige Farbschicht völlig ausreichte sprühte ich vier Schichten Klarlack, um ein einigermaßen gutes Ergebnis zu erhalten. Ich habe es nicht geschafft, auch nur auf eine einzige Felge eine gleichmäßig glatte Oberfläche zu lackieren. Da fehlt mir wohl die Übung. Das Horn wurde bei jeder Felge innen rau. Auch wenn ich es zwischendurch glatt bekam. Wenn ich den äußersten Rand lackierte war der innere Rand wieder vom Nebel rau. Und die Deckel? Die waren so schön glatt, dass die Farbe schlecht Halt fand. Ich hatte sie ja nicht gefüllert. Ging dann aber doch gleichmäßig drauf. Dann kam Klarlack. Der löste das Silber wieder an, war etwas zu viel und floss nun zur Mitte in die Kule. Auch das Isoband löste er an und kroch dann auch gleich mal drunter. Zum Glück ließ er sich dann aber noch relativ einfach ablösen, als er noch nicht durchgetrocknet war. Leider kroch er aber bei einem Emblem auch unter dessen Klebefläche, so dass es jetzt leider etwas krisselich ist. Ärgerlich, aber nicht wirklich schlimm. Das angelöste Silber zog sich dann beim Trocknen wieder gleichmäßig hin. Schwein gehabt. Im Ergebnis sind die Felgen wieder hübsch. Einen Pokal kann ich damit nicht gewinnen, aber es ist ok.
Ich lasse jetzt erst mal die Reifen aufziehen. Dann werde ich mal mit Politur rangehen um die rauen Stellen zu glätten und die Nasen weg zu schleifen. Dann soll es gut sein.
Materialaufwand: 2 Dosen Füller a 300ml, 2 Dosen Felgensilber a 500ml, 2 Dosen Klarlack a 500ml, 4x 60´er Schleifpapier, 2 Bögen 80´er Schmirgelleinen, 3 Bögen 600´er Naßschleifpapier, 1 alten Karton
Zeitaufwand? Die ursprünglich angepeilten drei-vier Tage haben gerade zum Schleifen gereicht. Füllern und lackieren kann man an einem laaaaaaaangen Tag schaffen. Leider hatte sich bei einer Felge an einer Stelle der Füller angelöst. Nass, Verdünnung, Dreck, warum auch immer. Ich weiß es nicht. Das hat noch einen kompletten Arbeitstag gekostet.
Und wo macht man das alles? Ich habe die Schleifarbeiten vor meiner Garage erledigt. Dazu habe ich die Felgen in eine mobile Werkbank eingespannt. Zum lackieren wird es schon schwieriger. Man braucht einen möglichst staubfreien Raum. Ich konnte eine Werkstatt, die ich erst mal gründlich ausgefegt und anschließend mit Wasser klatschnass gespritzt habe dafür nutzen. Ersatzweise wollte ich mich mit einem alten Partyzelt mit Seitenteilen behelfen. Den Boden mit Plane oder Decken auslegen und dann alles von innen ordentlich mit dem Gartenschlauch nass spritzen, um den Staub zu binden.
Fazit: Man kann Felgen durchaus selber lackieren. Aber es ist eine schei... Fleißarbeit und macht (mir) keinen Spaß. Wem das nichts ausmacht und gewissenhaft vorarbeitet, der kann gute Ergebnisse erzielen, die optisch einer einfachen Zubehörfelge in nichts nachstehen. Wie haltbar der Lack auf Dauer ist wird sich dann zeigen.