Moinsen,
mein Handschuhfach hat schon vor einiger Zeit das ultimative Squeak&Rattle angefangen (bzw. es hat noch nie nicht gequietscht...). Das Schloss hatte ich schon mehrmals strammer gestellt, was irgendwann nichts mehr brachte. Grund genug, das Ganze mal etwas näher unter Augenschein zu nehmen. Die Ergebnisse meiner
erfolgreichen Modifikationen will ich Euch nicht vorenthalten. Also auch wenn der Thread schon steinalt ist, ergänze ich hiermit endlich meine Infos, insbesondere Fotos, die die genannten Tipps illustrieren. Vielleicht hilft es dem ein oder anderen beim Abstellen seines "Lieblingsquietschens"
Noch ein kurzer Hinweis: Die gezeigten Maßnahmen wurden an einem Handschuhfach eines Typ89, Modelljahr 97 mit Beifahrerairbag, Klimaanlage und Wurzelholz durchgeführt. Ob andere Fahrzeugkonstellationen andere Handschuhfachformen - und typen haben, entzieht sich meiner Kenntnis.
Quietschen (Squeak) entsteht immer dann, wenn Oberflächen zueinander kraftschlüssigen Kontakt haben und sich relativ zueinander bewegen. Bei dieser Bewegung (kann durchaus im Mikrobereich sein) geht die Reibpaarung der beiden Kontaktflächen immer wieder von Haftreibung in Gleitreibung über. Dabei entsteht die typische Quietschgeräuschanregung. Abhilfe kann man nun auf unterschiedliche Weise erreichen, z.B. so:
1) Flächen so aufeinander befestigen, dass Relativbewegung verhindert wird. Dies geht mit hoher Anpresskraft oder durch Ankleben.
2) Flächen so stark anrauhen, dass die beiden Oberflächen ineinander verzahnen und fortan keine kraftschlüssige, sondern eine formschlüssige Verbindung haben.
3) Flächen voneinander trennen = Spalt erzeugen = kein Kontakt mehr.
4) Ein stark dämpfendes Zwischenmaterial verwenden, das zwar Relativbewegung zulässt, die entstehenden Schwingungen jedoch direkt "wegdämpft".
1) scheidet wegen der hohen Temperaturspanne und der sich damit ständig veränderten Anpresskräfte aus. Ankleben geht auch nicht, da das Fach ja auch demontierbar sein soll bzw. die Kleben z.B. nicht bei Scharnieren ziemlich dämlich wäre.
2) scheidet auch aus, da die Lösung größere Formänderungen oder zumindestens "grobe" mechanische Bearbeitung erfordert --> zu viel Aufwand.
3) ist im vorliegenden Fall schlicht unbrauchbar - es sei denn, man verwendet den vielbesungenen "Lufthaken", der aber meines Wissens erst noch erfunden werden muss.
Lösung 4) bringts, kostet fast nix und ist in wenigen Minuten machbar.
Zum Dämpfen habe ich konkret zwei Materialien verwendet: Filz und Fett. Weitere Hilfsmittel: Sprühkleber und Schere.
Wichtig ist es diejenigen Flächen ausfindig zu machen, an denen die Relativbewegung zum angesprochenen Squeak-Geräusch führt. Die ersten, augenscheinlichen "Kandidaten" sind die Anschraubpunkte (4 Stück), mit denen der Kasten am Armaturenbrett befestigt ist. Im folgenden Bild sieht man die Punkte und die Abhilfemaßnahme:
Auf der linken Seite des Kastens (zur Mittelkonsole hin), gibt es eine kleine gekrümmte Fläche, die vollflächigen Kontakt zum Armaturenbrett aufnimmt. Auch diese Fläche wird mit Filz beklebt:
Andere, direkt kontaktierende bzw. Geräusch erzeugenden Flächen habe ich bislang nicht ausgemacht. Falls ich die noch finde (und falls es wieder anfängt zu quietschen) würde ich hier ebenso vorgehen...
Als weiteres sind die Scharnierachsen der Klappe verdächtig. Schiebt man die schwarzen Kunststofflaschen auf den messingfarbennen Achsen hin und her erkennt man sofort, dass hier eine absolut relevante Anregungsquelle ist. Die entsprechenden Stellen habe ich mit einem zähen, honigartigen Fett (Tretlagerfett) geschmiert:
Im geschlossenen Zustand liegt die Klappe am Kasten über kleine Gummipuffer an, die so weich sind, dass hier keine Geräuschbildung stattfindet. Der Spalt zwischen Klappe und Kasten wird von diesen Gummipuffern absichtlich auf dem vorhandenen Maß gehalten, damit bei stärkeren Bewegungen der Klappe (Schlagloch) kein Rattle (Klappern = Aufeinanderprallen der Oberflächen) geschehen kann. Es ist also nicht sinnvoll, hier den Spalt zu entfernen oder mit anderem Material zu füllen. Der Fanghaken des Schlosses hingegen bildet eine Geräuschquelle, die man abstellen könnte (z.B. durch Bekleben des Fanghakens oder der Metallöse). Durch häufiges Öffnen und Schließen wäre diese mechanisch hoch beanspruchte Stelle jedoch bald wieder abgenutzt. Daher habe ich hier zunächst nichts unternommen.
Beim genauen Hinsehen erkennt man jedoch noch eine weitere Stelle, an der die Klappe im Zusammenspiel mit dem Kasten Geräusche erzeugt, und zwar nicht zu knapp!: Beim Lichtschalter. Hier reibt der schwarze Betätigungshebel auf dem weißen Taster und quietscht schön vor sich hin. Abhilfe: Ein kleines Stück Filz auf dem schwarzen Hebel und etwas Fett hinter dem weißen Taster (zwischen Taster und Schaltergehäuse, nicht auf der Tasteroberfläche):
So, das war's soweit. Das Handschuhfach macht mit den beschriebenen Maßnahmen genau das, was es tun soll: Sprichwörtlich die Klappe halten. Die Lösung funktioniert bei mir so seit nun schon einigen Monaten sehr gut. Wie lange dies anhält, bleibt über die kommenden Jahre abzuwarten.
Gruß