Lenkollhalbmesser - Auswirkung der Spurverbreiterung

[Tux]

Moin Moin

Ich habe kürzlich in der FAQ gelesen, dass sich mit sinkender ET der Felgen ein steigender Lenkrollhalbmesser ergibt. Das ist der Abstand zw. den Aufstandspunkten vorne, also der Mitte des Felgenbetts.
Weiterhinsteht dort, dass sich mit steigendem LRHM (Akronyme sind politisch korrekt ) ein schlechteres Handling des Fahrzeugs ergibt und umgekehrt.

So nun die Frage an die Karosserie- und Maschinenbauer unter euch: durch welche physikalischen Effekte und dynamischen Zusammenhänge wird das Fahr- und Lenkverhalten meines Fahrzeugs geändert.

Hintergund: vor kurzem habe ich 8x17 Felgen mit 225/45 raufgeschraubt und mich doch sehr gewundert, dass der Dicke nun nervöser geworden ist, was die Fahrbahnbeschaffenheit angeht, sprich jeder Spurrille nachläuft.
Ich plane die Anschaffung von Spurplatten vorne, damit der Abstand Reifen-Lenkhebel (oder sagt man Spurstangenkopf) grösser wird.
Wenn ich mir mein Fahrzeug aber noch unfahrbarer mache, dann werde ich drauf verzichten.
Welchen Nutzen haben Spurverbreiterungen vorne bzw. hinten, dann ausser Optik ?

Gruss
Thilo

[Don Krypton]

Hi Thilo!

Was natürlich in erster Linie passieren wird, ist, dass die Radlager höher belastet werden, weil sie ja durch die breiteren Reifen einem längeren Hebel ausgesetzt werden. Allerdings betrachte zumindest ich Radlager als stino (um hier auch mal ein uraltes Akronym für "Stinknormal" zu verwenden......) Verschleißteile, deren Tausch im Vergleich zu so manch anderem Teil an unseren Autos noch recht günstig ist.

Dann - und das ausdrücklich ohne Physiker zu sein...nicht mal Dynamiker, schon lange kein Jungdynamiker mehr......die Auswirkungen auf dein Auto:

Stell' dir vor, dein Auto stünde nicht auf Serienreifen, sondern wie eine Kamera auf seitlich abstehenden Stativbeinen. Sind diese bei der Serienbereifung (also eng am Fahrzeug und in der Nähe der Radlager anliegend) noch mit verhältnismäßig steilem Winkel und geringer Belastung versehen, steigt die Belastung bei modifiziertem Fahrwerk (breite Reifen, weiter außen angebracht) auch so, als ob das Stativ längere Beine hat und die auch noch weiter außen ansetzt. Man kann das Stativ zwar nicht mehr so leicht wegschieben, aber die Kräfte oben an der Verbindung sind erheblich höher.

Wenn mich mein ergrautes Hirn nicht trügt, steigen die Käfte da potenziell, also lineare Steigung des Anstellwinkels - Ansteigen der Kräfte in einer steigenden Kurve.

Dann die Distanzscheiben - im Rennsport versucht man natürlich, die Räder so weit außen anzubringen, wie dies durchs Reglement möglich ist...ööööh, naja, eigentlich versuchen wir das ja auch......aber egal......der Grund dafür ist, wie oben beschrieben, die Stabilität des Stativs....ääääh, des Autos...speziell in Kurven - ein breiteres Fahrzeug mit breiteren Reifen kann die in einer Kurve auftretenden Fliehkräfte auf der kurvenäußeren Seite eben besser auffangen. Wir bräuchten das natürlich eigentlich nicht, aber besser aussehen tut's schon, oder?

Das Fahrverhalten ändert sich gerade in Hinsicht auf Spurrillen dadurch, dass du da unten auf der Straße mit deinen breiteren Reifen und deren niedriger Flanke jetzt viel mehr Fläche hast, die die Rillen "suchen" können und weniger Weg, um die auftretenden Kräfte zu eliminieren. Wenn du mit Serienreifen durch eine Spurrille fährst, kann es sein, dass du sie genau in der tiefsten Stelle erwischst und wie in einer Schiene fährst, ohne das (zusätzlich gedämpft durch die Servolenkung) überhaupt mitzukriegen. Eine breite Pelle kann in dieser Schiene natürlich überall anecken und die auftretenden Walk-Kräfte nicht mehr über eine hohe Flanke abgeben.

Ich denke, ob du dann noch zusätzlich Distanzscheiben einbaust, ist schnurzpiepegal...abgesehen von den oben beschriebenen Radlagern...aber unfahrbar wird der Wagen dadurch nicht - nur schöner.... Ich hab' die Kombi breite Reifen und relativ breite Distanzscheiben jetzt seit einem Jahr drauf und kann den Wagen eigentlich ganz gut fahren.  

In diesem Sinne: Schönen Gruß aus Hang Over!

Dn Kryptn

P.S.: Wie ich schon geschrieben hab', bin ich kein Experte in Sachen Fahrwerkstechnik und hab' deshalb mal Lenkkopfwinkel,Spur und Sturz weggelassen, aber vielleicht findet sich ja noch irgendeiner hier, der sich auch mal theoretisch mit dem Thema beschäftigt hat...so'n Techniker wie Dr. cab. Nobs oder Lord oder Stingray oder so...

[Kai]

Hallo,

ich fahre die gleiche Rad-/Reifenkombination wie Du (8x17 mit 225/45/17 und Serienfahrwerk) und mit dieser Bereifung ist das Fahrzeug schon erheblich "nervöser" und fährt den Spurrillen nach. Der Vergleich zur Winterbereifung (195/65/15) fällt immer sehr stark auf ...

Ich hatte das nervöse Fahrverhalten auch immer auf defekte Fahrwerksteile geschoben. Aber ein Wechsel diverser Teile und mehrfache Kontrolle aller in Frage kommenden Komponenten brachte keine Besserung.

Unser Fahrwerk ist mit der durchgehenden, hinteren Achse (wurde erst im B4 geändert) recht rudimentär!

[Don Krypton]

Hi Kai!

Ichichich...*sniff*...hab' kein verkümmertes, zurückgebliebenes Fahrwerk......*buhuuu*...sowas darfst du nicht sagen......!

Voll am Boden in Hang Over:

Dn Kryptn

[brendan]

Don, jetzt mach ich dich fertig !
Mit einem Wort !




S T A R R A C H S E !!!!


Zum Thema, ganz untechnisch: "Wer schön sein will, muß lenken"

[Tux]

Moin Moin

Fazit1: Die Spurrillenläufigkeit wir durch meine breiten Reifen verursacht, die immer versuchen da rein und raus zu laufen unabhängig vom LRHM.

Fazit2: Spurplatten erhöhen die möglichen Kurvengeschwindigkeiten und ich kann mit'm ABK in der DTM mitfahren.

Offen: In den RGF (Regelmässig Gestellten Fragen) war noch die rede von einem "schlechteren Handling" bei vergrössertem LRHM. Was könnte damit gemeint sein ?

Off Topic: Hey Brendan Du Sonnenanbeter, Glückwunsch zum 600.

Gruss
Thilo

[ThomasG]

Hallo,

also ich hatte mal einen Audi 90 mit dem gleichen 'zurückgebliebenen' Fahrwerk. Auf dem waren damals Borbet A Räder in 7,5 x 16 mit 205er Bereifung. Die Reifen waren also nur einen cm breiter als die Winterreifen.

Allerdings hatten die Borbets eine relativ geringe Einpresstiefe. Das Auto hat sich also ähnlich wie serienbereift mit Spurplatten verhalten.

Resultat:
- Nervöser Geradeauslauf. War aber noch ok.
- seltsames Einlenkverhalten. Gerade beim Rückwärtsfahren hat die Kiste immer von alleine eingelenkt. War schon etwas seltsam.

Spureinstellung wurde damals überprüft, daran hat es nicht gelegen. Der Reifenprofi hatte mir aber bescheinigt, dass das normal sei. Die Rückstellkraft der Lenkung (verursacht durch den veränderten Lenkrollhalbmesser bzw. der geringereren ET der Felgen) wäre jetzt eben kleiner und die dynamische Abstimmung des Fahrwerks dadurch im A.... . Bin auf dem Gebiet aber auch nicht der Profi. Die Erläuterungen des Fachmannes waren aber im Detail alle nachvollziehbar und haben mich überzeugt.

Denke mal, dass schon alleine die breiteren Reifen (8" breite Felgen) einen großen Teil der Nervosität bringen. Der Wagen passt einfach nicht mehr richtig in die Spurrillen der Strassen. Das hat Don aber schon gut erklärt.

Fazit:
Ich wäre mit den Spurplatten etwas vorsichtig. Evtl. könntest du ja erstmal welche ausprobieren? Reifenhändler sind da meistens ziemlich unkompliziert.

ThomasG

[Kai]

Hallo zusammen,

mir fällt zu diesem Thema noch ein, dass die "Nervosität" des Fahrwerkes mit zunehmender Geschwindigkeit abnimmt!

Auf Landstrassen ist es sehr erträglich - im Stadtverkehr können mich Spurrillen ganz schon am Lenkrad korrigieren lassen ...

[Uwes]

Offen: In den RGF (Regelmässig Gestellten Fragen) war noch die rede von einem "schlechteren Handling" bei vergrössertem LRHM. Was könnte damit gemeint sein ?

Gruss
Thilo

Tach Thilo,
damit könnte gemeint sein, dass das Auto sich im Vergleich zur Serienbereifung unwilliger in die Kurve(n) einlenken lässt. Glaube aber nicht, dass das im Alltagsbetrieb wirklich eine Rolle spielt.

Gruß

Uwe (alles Serie am Fahrwerk)

[Maveric]

Das Cabrio hat keine Starrachse, sondern eine Verbundlenkerachse.

Der Lenkrollhalbmesser ist der Abstand zwischen Radaufstandspunkt (mittig) und dem Durchstoßpunkt der Lenkachse durch die Fahrbahn. Wenn hier von größerem LRHM die Rede ist von welcher Richtung sprecht ihr dann? Es gibt einen positiven und einen negativen LRHM. Das ist ein riesen Unterschied.